Du
lieber Mensch,
heute
möchte ich Dich inspirieren einmal Deine Systeme und Gemeinschaften
zu erforschen und zu hinterfragen.
Mir
geht es dabei nicht um Anklage sondern um das Hinterfragen von
Systemen und Gemeinschaften.
Ich
bringe dazu mein persönliches Beispiel mit der römisch-katholischen Religionsgemeinschaft.
Zuerst
möchte ich mich bei all den wunderbaren Menschen bedanken, die ich
in der katholischen Kirche kennengelernt habe und die meinen
Lebensweg positiv geprägt haben. Und gleichzeitig möchte ich mit
meinem Beitrag niemanden auf die Füße treten, der katholisch ist.
Ich erzähle hier meine Erfahrungen, vielleicht hast Du ja ganz
andere dazu.
Meine
Ursprungsfamilie war durch und durch katholisch. Die letzten Jahre
habe ich durch Ahnenforschung mitbekommen, das viele Frauen
mütterlicherseits in meiner Linie Pfarrhaushälterinnen waren und die
Männer waren oft Priester.
Ich
selbst wuchs in einem Elternhaus auf, wo meine Mama durch den Tod
meines Vaters alleinerziehend war und meine Großtante, in deren Haus
wir wohnten eine ehemalige Pfarrhaushälterin war. Schon sehr früh
war ich also infiziert und auch gleichzeitig fasziniert vom
katholischen Glauben. Meine Tante (ich nannte sie liebevoll Nana) war
u. a. auch beim dritten Orden. Das sind katholische Laien, die sich
Ordensregeln unterworfen haben. Und natürlich auch in der Kirche
ehrenamtlich vertreten. Auch meine Mama war besonders nach dem Tod
meiner Tante voll in der katholischen Kirche integriert und hatte
viele Ehrenämter. Ich schlug auch diesen Weg ein und engagierte mich
bei dem katholischen Verband Kolping und auch beim BdKJ.
Ich
war immer ganz engagiert, wenn es um philosophische und
umweltpolitische Fragen ging. Das war freilich in der Kirche nicht
ganz so einfach. Es gab ja Dogmen. Ich wollte so gerne wissen, wieso
die Frauen keine Pfarrer werden dürfen, warum wir Frauen nicht
predigen dürfen und wieso das Thema Sexualität so scham- und
angstbesetzt war. Ich war begeistert von Franz von Assisi und ich
konnte die Amtskirche nicht verstehen, wieso sie Umweltschutz nicht
ernst nahm. Ich habe das "Vater Unser" zerlegt und Fehler
entdeckt. Als ich einen Pfarrer damit konfrontierte, meinte er, ich
habe recht. Das änderte allerdings nichts. Es gab ja auch eine ganz
klare Hierachie. Ich nahm das Beichten sehr ernst und das Thema
Schuld. Ich sang in verschiedenen Chören und habe dabei auch Zensur
erfahren. Einmal durften wir fast ein Lied nicht singen, es war I
dont no how to love him aus Jesus Christ Superstar. Und ein andermal
wollten wir ein Lied singen, das Versöhnung zwischen Katholiken und
Protestanten ausdrückte – wir durften es nicht singen...
Ganz
heftig ist die Sexualmoral - wer jemals den Katechismus der
katholischen Kirche dazu
gelesen
hat, der fühlt sich bestimmt nicht mehr wohl. Das große Geschenk
der Sexualität wird völlig reglementiert und pervertiert....
http://www.intratext.com/IXT/DEU0035/_P8B.HTM
Es
gäbe noch sehr viel zu erzählen, doch das sprengt den Rahmen dieses
Beitrags.
Die
Kirche war für mich so etwas wie eine Großfamilie und ich habe dann
auch meinen Sohn taufen lassen. Obwohl bei mir immer mehr Zweifel
aufgekommen sind und ich so viele Fragen hatte und keine
befriedigenden Antworten bekam.
Als
ich 2009 mit Reiki begann, war ich innerlich oft hin- und
hergerissen. Darf ich das, ist das richtig? Damals hat mein Mann die
katholische Kirche immer als große Sekte bezeichnet und gleichzeitig
war meine Mama voll entsetzt von meinen neuen Ideen mit Reiki und
Schamanismus. Und ich zwischendrin! Was wollte ich denn eigentlich?
Wie ist das eigentlich wenn Du Krafttiere hast und Dich zu Jesus und
Engeln hingezogen fühlst? Wenn alles, was Du in Deiner gelernten,
gewohnten Glaubensgemeinschaft erfahren hast plötzlich von Dir selbst
in Frage gestellt wird? Du neue faszinierende Themen erforscht und
gleichzeitig von Menschen, dir Dir wichtig sind abgelehnt oder
einfach nicht verstanden wirst?
Ich
kann nur sagen, das war echt herausfordernd und gleichzeitig total
genial.
Die
Freiheit zu spüren, Dich an niemanden außer Dir selbst zu
orientieren. Die Freiheit das zu Dir zu nehmen, mit dem Du wachsen
kannst und mit dem Du dich wohlfühlst. Die Freiheit eigene Fehler zu
machen. Die Freiheit alles über Bord zu werfen, was Du nicht
brauchst.
Endlich
Ende 2014 habe ich den Mut aufgebracht, die katholische Kirche zu
verlassen. Und das war gut so. Es hat sich wie ein Befreiungsschlag
angefühlt. Und es hat mich davon befreit, Menschen zu unterstützen
(und wenn es nur auf dem Papier ist), die nach meiner Erfahrung
andere spirituell, sexuell, geistig, körperlich und seelisch
unterdrücken und ausgrenzen.
So
und das ganze schreibe ich bewusst einen Tag vor dem Fest der
Katholiken "Allerheiligen".
Da
wird an die Heiligen der katholischen Kirche erinnert.
Mein
Name Doris stammt von Dorothea ab, einer Märtyrerin, die wurde
enthauptet, weil sie einen Statthalter abwies.
Angeblich,
weil sie Jungfräulichkeit gelobt hat – vielleicht war der
Statthalter einfach nur ein widerlicher Kerl....
Was
ich sehr schön finde, Dorothea ist die Schutzpatronin der Gärtner.
Vielleicht
magst Du auch mal in deinen Gemeinschaften forschen und Dir erlauben,
alles zu hinterfragen.
Viel
Freude wünsche ich Dir dabei.