Sonntag, 14. November 2021

TOD

 

Du lieber Mensch,

diese Tage hatte ich einige intensive Träume und in diesen Träumen habe ich die derzeitige Situation im Außen be- und verarbeitet.

Mir wurde sehr schnell klar wie wichtig es derzeit für mich ist, ganz klar und liebevoll zu mir selbst zu sein und auch gleichzeitig die Situation meiner Mitmenschen mit Mitgefühl und Verständnis zu betrachten. Das ist eine große Aufgabe und nicht immer gelingt mir das sofort, manchmal auch gar nicht. Das ist ein Lernprozess, den ich sehr gerne gehe.

Heute möchte ich mit Dir meine Betrachtungen, meine Erfahrungen, meine Auseinandersetzungen mit dem TOD teilen.

Als fast Dreijährige habe ich meinen Vater durch einen Verkehrsunfall verloren.

Da ich ein sehr spüriges Kind war, habe ich viel von der Trauer, der Angst,der Verlassenheit und der unterdrückten Wut, den dieses Ereignis in meiner Familie auslöste gespürt und erfahren. Besonders hat mir der Ausdruck dieser Gefühle gefehlt, sowohl meine Großeltern, die schon ihre Tochter verloren hatten und nun auch ihren Sohn, als auch meine Mama, haben versucht ihre Gefühle zu unterdrücken, sie haben nicht geweint vor uns Kindern, sie waren der Ansicht, sie müssen stark sein. Sobald ich als Kind weinte wurde mir gesagt, warum weinst Du denn schon wieder? Das ist doch nur eine Katze... usw.

Als mein erster Wellensittich aus Versehen davonf
log, versteckte ich mich unter der Couch meiner Großtante und weinte heimlich vor mich hin. Sie suchten mich den ganzen Tag, machten sich alle große Sorgen bis ich abends verschämt unter der Couch hervorkroch. Immer noch den Tränen nahe. So bekam ich schon bald das Etikett der Sensiblen, der man nichts zumuten kann, denn dann weint sie ja....Und ich versuchte immer wieder Tränen zu vermeiden und schämte mich, das ich so war wie ich war.

Das waren jetzt zwei Begebenheiten aus meiner Kindheit mit dem TOD und der Umgang damit, wie es mir mein Umfeld beigebracht hat.

Nun möchte ich mit Dir zwei Erfahrungen teilen, die ich die letzten Jahre hatte:

2015 an einen wunderschönen Sonnentag vermisste ich meinen Lieblingskater. Er lag tot, ganz in der Nähe - ein Nachbar machte mich darauf aufmerksam.

Und das erste Mal in meinem Leben drückte ich meine Trauer ganz spontan aus. Es war wie eine innere Befreiung von Wut, Traurigkeit und Verlassenheit. Ich schrie und tobte. Und ich spürte die unendliche Kraft dieser so lange festgehaltenen Gefühle – hinterher fühlte es sich frei, leicht und leer an.

Als Ende 2018 meine Mama diese Erde verließ und ich erkannte, wieviel es noch Ungesagtes, Ungelebtes, Ungeheiltes zwischen uns gab, schenkte ich mir ein Jahr der Trauer und Aufarbeitung zwischen Mama und mir. Und ich holte mir auch Hilfe, als ich selbst nicht mehr weiterkam. Auch dieser Prozess hat mir sehr geholfen mit dem TOD in innige Berührung zu kommen.

Und wie ist das nun mit meinen eigenen TOD? Ich durfte TOD sehr nahe kommen in den Zeiten als ich wiederholt psychisch sehr instabil war.

Und ich bin TOD wiederholt begegnet in schamanischen Reisen.

Ich habe großen Respekt vor TOD. Ich sehe sie als eine große Lehrerin, einen großen Transformer. Und ich spüre, TOD ist immer bei mir, genauso wie mein Schatten. TOD macht mich lebendig und wach. TOD erinnert mich daran, wirklich zu leben. Wirklich alles zu erleben. Nicht zur Erstarren. Weiterzugehen, so weit zu gehen, und darüberhinauszugehen. TOD ist grenzsprengend. TOD ist Übergang.

Vielleicht magst auch Du lieber Mensch, Dich auf den TOD einlassen.

Es lohnt sich sehr.

Von Herzen wünsche ich Dir einen schönen Sonntag.

Lass es Dir gut gehen.

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